Rettungshunde Arbeit
Ich bin seit 2007 Rettungshundeführerin im Bayerischen Roten Kreuz und bin Mitglied der Rettungshundestaffel im Kreisverband in Dillingen an der Donau.
Von 2013 bis 2015 war ich Rettungshundebeauftragte im Schäferhundeverein (OG Ulm/Pfuhl) und dort für die Ausbildung im Rettungshundesport tätig. In dieser Zeit absolvierte ich mit Nancy und Zazou die RH1 Prüfung.
Warum werden Hunde zur Vermisstensuche eingesetzt?
- Aufgrund des gut ausgeprägten Geruchssinnes des Hundes ist es möglich, mit relativ wenig Personal (=Rettungshundeteams) ein relativ großes Gebiet in ausreichend kurzer Zeit abzusuchen
- Vergleich des Geruchssinnes des Menschen gegenüber dem Hund in Zahlen
→ Die Riechleistung des Hundes ist ungefähr eine Millionen Mal besser als die des Menschen.
→ Der Hund kann durch diese Eigenschaften „Stereo“ riechen. D.h. Ein Hund kann jedem
Geruch eine spezifische Richtung zuordnen.
* = Größe des Riechhirns im Vergleich zum gesamten Hirn
Ausbildung zum Rettungshund
Anforderungen an den Hund:
Alter: Der Hund sollte idealerweise so früh wie möglich die Ausbildung zum Rettungshund beginnen (8. -10. Woche). Aber auch die Ausbildung von älteren Hunden ist kein Problem. (bis ca. 3
Jahren)
Wesen: Erwartet wird vom Hund die so genannte Wesensfestigkeit; das Tier darf keine Aggression oder extreme Ängstlichkeit gegen Menschen oder Tiere zeigen.
Körperliche Voraussetzungen: Der Hund sollte eine mittlere Größe und ein nicht zu hohes Körpergewicht aufweisen.
Hunderassen: Den typischen Rettungshund gibt es nicht. Geeignet sind grundsätzlich alle leistungswilligen und leistungsstarken, aufgeschlossenen und nicht zu schweren Hunde, wenn sie
körperliche Gesundheit, Gewandtheit, Nervenstärke, Lernfreude sowie Freundlichkeit gegenüber Menschen und Artgenossen mitbringen.
Dauer der Ausbildung: Die Dauer der Ausbildung ist von Hund zu Hund unterschiedlich, benötigt im Durchschnitt aber 2-3 Jahre.
Ausbildungsinhalte:
- Förderung und Festigung des Suchinstinktes
- Gehorsam
- Führigkeit auf Distanz und unter starker Ablenkung
- Gewöhnung an schwierige Situationen wie z.B. Fortbeweg auf schwankendem Untergrund
- Kletter- und Kriechübungen
- Begehen dunkler Räume und Röhren mit und ohne Hundeführer/in
- Anzeigeübungen
Verhalten beim auffinden einer vermissten Person
Verbellen
Der Hund bellt bei der vermissten Person so lange, bis der Hundeführer eintrifft. Er verhält sich der Person gegenüber passiv. Hunde können auch Jogger, Spaziergänger oder Menschen, die beim
Sonnenbaden sind anzeigen. Die Hunde verhalten sich der Person gegenüber immer neutral und normalerweise in gebührendem Abstand.
Bringseln
Der Hund nimmt einen um den Hals baumelnden Lederriemen in den Mund und kommt so zum Hundeführer zurück. Der Hund wird dann an die Leine gemacht und führt sein Herrchen zum Opfer.
Rückverweisen Im Prinzip wie Bringseln, nur der Hund hat kein Bringsel, sondern gibt seinem Hundeführer durch ein eindeutiges Zeichen zu verstehen, dass er eine Person gefunden hat.
Ausbildungsarten
Flächensuche
Bei der Flächensuche muss das Team im unwegsamen Gelände oder in großen Waldflächen nach vermissten Personen suchen und diese gegebenenfalls medizinisch versorgen. Die Hunde werden dabei so
ausgebildet, dass sie ein Gelände auf menschliche Witterung hin durchstöbern. Von den Hunden müssen dabei Personen angezeigt werden, die sitzen, kauern, liegen oder laufen.
Dabei gibt es zwei „Einsatzformationen“: Die Wegesuche z. B. vermisster Rollstuhlfahrer und die Parzellensuche z. B. vermisster Pilzsammler.
Trümmersuche
Die Arbeit als Trümmersuchhund zählt zu den schwierigsten Formen der Rettungshundearbeit. Der Katastrophenhund muss die menschliche Witterung aus einer Vielzahl anderer Gerüche herausfiltern und Opfer auffinden, die unter meterdicken Trümmerschichten begraben sein können. Der Hund zeigt seinen Fund dann durch Verbellen an. Um Fehler zu vermeiden wird die Suche wenn möglich mit einem zweiten Hund wiederholt. Einsätze in ausländischen Katastrophengebieten erfordern eine außerordentlich hohe Disziplin und Belastbarkeit von Hund und Führer; viele ausgezeichnete Rettungshundeteams eignen sich nicht für diese Arbeit. Typische Einsätze finden beispielsweise statt nach Gasexplosionen oder in Erdbebenkrisengebieten.
Mantrailing
Das Mantrailing ist ein Spezialgebiet des Rettungshundewesens.
Im Gegensatz zum Fährtensuchhund, folgt der Hund nicht Bodenverletzungen, sondern dem Individualgeruch eines bestimmten Menschen. Flächen- und Trümmersuchhunde hingegen folgen jeder menschlichen
Witterung. Die Suche beginnt an dem letzten vermuteten Aufenthaltsort der Person, bevor diese verschwand. Dem Mantrailer wird an dieser sogenannten Abgangsstelle ein Geruchsgegenstand angeboten (z.
B. von der vermissten Person getragene Wäsche). Daraufhin verfolgt der Mantrailer die Spur, egal ob in der Großstadt oder auf dem Land.
Ausbildung zum Rettungshundeführer
- Sanitäts-Ausbildung
- Erste Hilfe am Menschen und Hund
- Organisation und Einsatztaktik
- Karten- und Kompasskunde
- Statik, Trümmerkunde und Bergung
- Kynologie
- Lagebeurteilung
- Sprechfunkverkehr
- Suchtechnik des Hundes
- Sicherheit im Einsatz
Von den Hundeführer/Innen wird eine gute physische und psychische Verfassung erwartet.
Rettungshundeprüfung
Um in Realeinsätze gehen zu dürfen, ist eine bestandene Rettungshundeprüfung zwingend erforderlich.
Die Prüfung erfolgt nach der „Gemeinsamen Prüfungs- und Prüferordnung für Rettungshundeteams“. (DRK, BRK, ASB, Malteser, JUH)
Die Bestandteile der Prüfung:
- Fachfragenprüfung
- Verweisprüfung
- Gehorsamsprüfung
- Gewandheitsprüfung (bei der Trümmerprüfung)
- Flächensuche oder Trümmersuche
- Die Prüfung muss alle 18 Monate wiederholt werden